Unsere 1. Ausstellung

 

Viel zu früh morgens kamen wir auf einem fremden Hundeplatz an. Das Gras war noch feucht vom Tau, der Nebel lag schwer über der Landschaft (ok, das ist gelogen) und wir irrten planlos herum und hofften, dass das Navi den Weg findet (das war allerdings wirklich so). Wir fuhren also zur Einfahrt des Hundeplatzes ein und wurden von zwei nett lächelnden Parkeinweisern begrüßt.

Nett lächelnd? Nein…zu dem Zeitpunkt war ich mir schon sicher, dass es eher ein diabolisches Grinsen war, weil sie sich ihrer Beute sicher waren und fragte mich nicht zum ersten Mal, warum ich mich in unbekannte-hundeartige Gefilde wagte. Mit einem Mischlingshund braucht man solche Veranstaltungen nicht, da geht man allerhöchstens zum Hundesport, aber verbringt nicht den Tag damit, seinen Hund, für grad mal ein paar Minuten, an einer dünnen Leine im Kreis herumzuführen.

 

Ich traute mich nach ein paar Minuten heldenmutig aus dem Auto heraus, packte meinen Kram (oh Mensch, ich dachte nur beim Agi hat man soviel Krempel zu schleppen) und JJ besinnt sich darauf zurück, dass Erziehung und (an der Leine) ziehen irgendwie ähnlich klingen und bestimmt auch den gleichen Ursprung haben.

 

Der Pavillon wird also aufgebaut, oh nein…eigentlich stimmt das nicht, er wird aufgeschmissen! Voller Begeisterung sehe ich dem Ding dabei zu, wie es Gestalt annimmt.

Mir wird leider verboten mit Stacheldraht und einem eigens gezogenen Graben mein Territorium zu sichern. Komische Menschen reden etwas von „genug Platz“…na, wenn die das sagen. Mal wieder Leute die mit mir sehr deutlich und langsam reden. Diesmal ist das Problem aber nicht der Mantrail-Sauerstoffmangel-Hirnschaden, sondern dass wir in Luxemburg sind und sie deutsch sprechen (Danke dafür!)

 

Als endlich der Meldebeginn startet gehe ich Richtung Meldestelle los. Immerhin bei dem Thema komme ich mir kompetent vor und machte bestimmt auch einen super Eindruck!

Ich war sehr positiv überrascht, es gab GESCHENKE! Bevor wir nur irgendwas geleistet hatten. Super! Ne Menge an Kausachen für den Hund, aber auch der Mensch wurde nicht vergessen und ich fing so langsam an, Ausstellungen zu mögen. Geschenke…Geschenke…voller Glückseligkeit grenzdebil grinsend gings danach zurück zu den Hunden.

 

Als unser Auftritt immer näher rückt, steigt die Unruhe dafür an. Ich muss meinen nervositätsbedingen Energieschub abreagieren, schnappe mir diesen Hund und übe mit ihm im Kreis zu laufen. Spitze! Er hält das für ein super Spiel, hängt in meinem Ärmel und nimmt voller Begeisterung die Leine ins Maul, da kann man schließlich auch dran ziehen. Mein Kopfkino springt an und ich sehe mich schon mit JJ laufen….laufen….über den Hund stolpern und einen holl. Schäferhund der begeistert auf mir herumtrampelt, weil „Mama“ endlich auf Augenhöhe ist.

 

Nachdem JJ schon morgens allen klar gemacht hat, dass er in einer „ey, ich mag keine Fremden-Phase“ steckt und er schon am Parkplatz durch zurückweichen und anbellen von ihm unbekannten Personen seine momentane freundliche Offenheit gezeigt hat, ist er sich treu geblieben.

Er sieht den Richter…allerdings wohl nicht als Mensch, sondern als min. 2,40m großes Monster, grün, mit Tentakeln und stinkenden Füßen in diesem Vorhof der Hölle!

Nein…von DEM lässt er sich nicht anfassen…und schon gar nicht an solch heiklen Stellen.

 

 

 

Obwohl das mit dem Anfassen nicht so wie geplant geklappt hat, dürften wir hin- und her, sowie im Kreis herumlaufen (hihi, das erinnert irgendwie an eine Beschäftigungstherapie in einer Anstalt) wird mir klar, dass Ausstellungslaufen irgendwie nicht zum Hundesport zählen kann. Agi ist seltsam…Mantrailen auch, aber Show-laufen??

 

Als wir fertig sind, schauen wir noch dem Rest dabei zu, wie sie herumlaufen und relaxte Hunde sich anfassen lassen.

JJ hat vergessen, dass er fremde Menschen nicht mag und schmeißt sich bei anderen Leuten, die er auch noch nie gesehen hat, an die Beine und lässt sich knuddeln…(während Frauchen frustriert und mit sichtlichem Unverständnis daneben steht und den Kopf schüttelt)

Während ich noch darauf warte, dass dieses (mir sehr seltsam erscheinende) Ereignis zu Ende geht, errette ich JJs Schwester noch vor einem liebestollen Schapendoes.

Ok…jetzt hab ich definitv einen Hund zu viel…er ist ja ganz süß, aber hat mir dann doch zu viel Fell und Klein-Murphy daheim würde mich hassen, wenn ich statt ner schicken Hündin einen Rüden mitbringen würde.

Der Besitzer scheint den Hund aber auch nicht wiederhaben zu wollen…nette Rauhhaar-Herder Leute bieten mir einen Schapendoes-Parkplatz an bis die rechtmäßigen Besitzer gefunden wurden….immerhin musste ich keine Parkgebühr bezahlen und die Parkscheibe hat am Halsband nicht gehalten!

 

Ich muss zugeben, dass ich die ganzen Regeln, Etiketten und Benimmweisen bei Ausstellungen irgendwie nicht ganz verstehe, nach dem Sinn suche ich schon gar nicht, weil den gibt’s beim Hundesport auch nicht wirklich, aber irgendwie hab ich den Tag herumgebracht ohne in riesige Fettnäpfchen, bzw. ganze Fetteimer zu treten, ich hab niemanden beleidigt (glaube ich) und auch sonstig meine ich, dass wir es einigermaßen akzeptabel herumgebracht haben.

Praktischer Nebeneffekt ist, dass der Hund abends in einen komatösen Tiefschlaf fällt, den ich sonst nur vom Trailen her kenne…und ob müde hin oder her…ich war sehr froh, dass das Hotelzimmer nach unserem Abendessen noch genauso aussah wie davor und keiner der zwei Hunde entdeckt hat, dass man das Kissen schreddern, das Telefon benutzen, die Vorhänge als Zerrspielzeug nutzen und die Bettdecke ausweiden kann.