Bericht eines Seminarteilnehmers 09/2019

 

Na wer sagts denn? Es ist mal wieder September und damit Zeit für den alljährlichen Urlaub in einem Land mit vielen Bergen, Kühen mitten auf dem Weg und Leuten die eine komische Sprache sprechen und dennoch meinen, dass es der deutschen Sprache sehr ähnlich wäre. Immerhin… so einigermaßen gings dieses Mal, vielleicht gelingt mir die interkulturellen Kommunikation mit den Tirolern ja doch noch in diesem Leben.

 

Anreise läuft. Man könnte auch meinen, dass wir hergeschwommen wären bei dem vielen Regen, allerdings musste ich weder paddeln noch JJ seine neuen Schwimmkenntnisse vorführen. Check-in in der Pension, die freundliche Service-Dame erinnert sich noch an mich. Nach einem Jahr! Absolut schockierend! Ich bin schon froh wenn ich mich an Leute erinnere, die ich vor 2-3min gesehen habe.

 

Donnerstag, die erste Tour ist per App vorgeplant und wir starten. Bergauf klar…was denn sonst? Jedes Jahr die gleiche Frage: Warum zur Hölle tu ich mir das eigentlich an? Ach egal! Die geplante Hütte haben wir nicht erreicht. Dafür einen Steig der dorthin führt. Darf ich euch mal bekanntmachen? Hunde, das ist der Steig. Steig, das sind die Hunde. Vergiss es. Ich bin doch nicht lebensmüde. Wäre ich der App gefolgt und nicht der Wegmarkierung wäre ich vielleicht angekommen, aber ich kam auch so auf 20km in unter 4h (jups, JJ zog fleißig die ca. 650Höhenmeter bergab) und das Ziel meiner immer wiederkehrenden Lebensaufgabe „müde Hunde“ wurde erreicht.

 

Abends haben wir netterweise eine Einladung zum Mantrail-Training bekommen. Nachdem ich meinen Kreislauf erfolgreich wiedergefunden habe ziehe ich die Schuhe an. Murph guckt zwar interessiert bewegt sich aber nicht vom Fleck und JJ legt sich demonstrativ zurück aufs Bett. Ok…das war mehr als deutlich! Ein wenig Training darf dann aber doch sein und während die Staffel zahllose Übungen gemacht hat, haben die Jungs ein wenig Spaßtraining und lecker Belohnung bekommen und danach ihre wohlverdiente Ruhe.

 

Freitag, Tour Nummer zwei. Diese wurde ebenfalls per App vorgeplant, es hätte übrigens helfen können sich die Grafik mit den Steigungen vorher mal anzuschauen, dann wäre man an manchen Stellen nicht so überrascht gewesen. Was solls, eigentlich fand ich den Weg dahin schon ziemlich doof, da auf den schmalen Trampelpfaden durch den Wald einige Leute ihre Fiffis nicht so ganz im Griff haben. Ich hab das ja auch nicht, aber die Jungs sind halt sowieso online.

Klar, man hätte auch einfach bis zum Wanderparkplatz fahren können, aber die wollten 3,50€ Parkgebühr und ich bin schwäbisch, vorher lauf ich hin und beschwer mich anschließend darüber, dass mir der Weg dorthin nicht gefällt. Klingt absolut logisch, oder?

 

Beim eigentlichen Start der Strecke gings dann ordentlich bergauf. Wir sehen hier wieder das übliche Dreiergespann: Murphy als Elfe ganz vorne, danach JJ als Babybüffel und dann noch das absolut untrainierte Frauchen hintendran im Laufgurt mit dem Tempo einer großen Landschildkröte auf Beruhigungsmittel mit gebrochenem Bein.

Es geht weiter, immer weiter, immer weiter hinauf… laut App-Auswertung teilweise bis knapp 28% Steigung, ich hasse alles! Echt, ich hasse wandern in solchen Situationen, ich möchte zurück auf meine ebenen Felder *jammer*. Da gibt’s zwar keine beeindruckende Aussicht, aber trotzdem möchte ich SOFORT aus dem Kinder-Wanderparadies abgeholt werden. Ich hatte keine Lust mehr, ehrlich. Die App sagt, dass ich es aber bald geschafft hab. Ok…Krönchen richten und weiter geht’s, mein Ego lacht mich eh schon wieder aus. Meter um Meter durch leere Kuhweiden und auf wirklich guter Wegqualität (geil, danke!).

An die Besitzer von dem mittelgroßen Hund der da einsam und alleine rumlief… wenn es nach meinen Jungs gegangen wäre, wäre der Rest dieses Tieres inzwischen bei mir im Gefrierschrank… einen ganzen Hund schaffen sie nämlich noch nicht am Stück!

 

Das nächste Kuhgatter, dieses ist geschlossen was allerdings auch der Schwerkraft geschuldet sein könnte. Heldenmutig geh ich weiter und nach ca. 200m höre ich schon das Gebimmel. Na, die apokalyptischen Reiter waren es jetzt zwar nicht, die haben nämlich keine Glocken um den Hals hängen, aber passend zu meiner Ankunft und offenbar extra für mich haben sie grade die Kühe auf die Weide getrieben. Ähm…mein Weg ging mitten durch. Ok, ich dreh um… mir doch egal, lasst mich durch, ich muss hier wieder runter. Platz da, ich bin wichtig!!

 

Auf diesem Weg begegneten mir doch so einige andere Wanderer, die ich vorher tapfer mit Hilfe von JJ überholt hatte. Immerhin die hatten Verständnis für meine Lage und meinten, dass die Entscheidung nicht mitten durch die Kuhherde zu gehen mit den Jungs richtig war. So…da hört ihrs. Keine Ahnung ob diese Leute kompetent waren, aber sie waren meiner Meinung, also sind mir diese Menschen spontan sympathisch! Kurz bevor wir wieder an dem Wanderparkplatz waren (wo wir ja nicht geparkt hatten *grummel*) kam Fast-Unfall Nummer 1, ich knickte mit dem Knöchel um. Alles verharrte reglos, sogar die Hunde. Ich wartete gespannt darauf ob irgendwas anfängt zu schmerzen. Puuuh…alles gut, da ging das Adrenalin nochmal kurz nach oben. Ich bin doch ein Weichei und möchte weiterhin keinen Rettungseinsatz auslösen. Somit vermelden wir am Schluss der Tour gesund und munter (mit ziemlichem Muskelkater) 17km in ca. 3:45h und beschi….*räusper* sehr schönen und steilen 810 Höhenmetern.

 

Es folgte das Seminar-Kennenlern-Freitag-Abendessen. Mal ganz woanders. Eieiei, wie komm ich denn jetzt dahin. Nun gut, zu Fuß war ich schon mal dort, also geht’s mit dem Auto und dem Navi bestimmt auch. Ha! Ich Orientierungswunder. Ich hab`s so zeitig gefunden, dass es sogar noch um eine Runde um den See gereicht hat. Cool… Abendessen ohne vorherige Theorie. Ich wäre zwar vermutlich müde genug gewesen um die zu verschlafen, aber wenn sie gar nicht erst stattfindet, dann ist`s noch besser, dann gibt’s auch früher was zu futtern.

Seminartag Nummer 1 und los geht’s. Eine Runde Morgengassi mit Fast-Unfall Nummer 2. Die Jungs haben auf abschüssigem Schotterweg ein Eichhörnchen gesehen. Ich gedanklich noch im Traumland, die Jungs absolut fit und ich hatte irgendwie 10m Bremsweg. Ich blieb auf den Füßen, solche Manöver haben wir jetzt schon ein paar Jahre lang exzessiv geübt.

 

Start am ersten Treffpunkt und es kann losgehen. Nach einer amüsanten Runde Parkplatz-Tetris, incl. Übungen zur Schulung meiner bekanntlich nicht so tollen Fahrkünste, dürften wir alle nochmal die Schulbank drücken. Stopp, das war anders. Wir dürften in einer Schule trailen, ich Dummerchen. Als erste Übung erstmal die Frage auf der Grünfläche vor dem Gebäude, ob von einem der Gläser ein Trail weggeht oder ob die Person niemals hier war. Murph zeigte relativ eindeutig beleidigt seine Meinung von den „nicht-vorhandenen Personen“ und fand aber den Trail am Glas drei dafür deutlich spannender. Klar, der JJ darf das auch machen. Trailen macht aber viel mehr Spaß wie nicht-trailen und somit stürmen wir relativ begeistert los, ob mit oder ohne Trail ist ihm da eigentlich ziemlich egal. Er hat Spaß und möchte trailen. Haben wir doch alle Verständnis, oder?

Trail Numero 2: Der Geruchsartikel ist ein angebissenes Milchbrötchen. Ja, die Hundeführer fanden es jetzt nicht sooo lecker aber wirklich jeder war sich sicher, dass natürlich sein eigener Hund den wichtigen Artikel verspeisen wird. Fröhlich kauend und sich freuend, dass es heute die Belohnung mal vor der Arbeit gibt. JJ traute ich es weniger zu, dem kleinen, schwarzen Teufel schon eher, wobei der das ganze Brötchen gar nicht ins Maul bekommt. Egal… er wird’s versuchen.

Uuuuuund Action! In der Hauptrolle der Murphy! Ok, Mama hat aufgepasst, er hat es nicht gefressen, aber dafür sehr entsetzt geschaut, dass ich es ihm vor der Nase weggezogen habe.

 

In der folgenden Übung haben wir im ersten Stock in einem Klassenzimmer angesetzt. Darf ich vorstellen? Meine Hunde! Von Haus aus unglaublich neugierig in jeglicher Situation. Klar, wo der Trail ist wissen die schon… aber da gibt’s doch noch so viele Räume zum Anschauen, warum der Spur sofort folgen, hier gibt’s noch allerhand zu sehen und zu entdecken. Frauchen guck doch mal!

 

Dafür ging die Spur nochmals durch den Raum wo wir vorher mit dem Milchbrötchen gestartet sind. Das Murph hätte die Ausgangstür zum Hof anzeigen sollen, was er stattdessen anzeigte war, dass er sich unglaublich gut daran erinnerte wo das Brötchen vorher war. Also ab auf die Hinterbeine, die Vorderpfoten kommen gerade so bis zur Tischkante und so kann er ganz knapp auf den Tisch gucken. Mist… alles weggeräumt, so ein Sch….

 

Wir starten in den Seminar-Sonntag. Meine Damen und Herren… hier kommt das auf was ihr allesamt so lange gewartet habt: Ich mit meinen Orientierungskünsten allein in Österreich, hilflos dem (in dem Fall ebenfalls hilflosen) Navi ausgeliefert und keinem Internetempfang am Handy. Yeah…freuet euch, ich hatte keinen Plan, wohin ich musste, geschweige denn, wo ich überhaupt selbst bin. Martina also s.g. in der Selbstfindungsphase. In der Nähe vom Treffpunkt waren wir schon, aber wo zum Henker muss ich genau hin. Bauernhofbesitzer 1 gefragt: Öööhm, keine Ahnung, wenn Sie den Weg weiter fahren kommt sofort eine Kapelle, da müsste das sein. Das was aber zuerst kam war eine Kreuzung. Ok…links, auf einen Parkplatz gestellt und ich wollte schon zu Fuß anfangen zu suchen. Da kam ein Eingeborener (ist das politisch überhaupt noch korrekt?? Egal, ihr wisst, wie es gemeint ist). Aussage: Keine Ahnung wo das ist, aber die Kapelle ist hier die Straße weiter. Etappe 3 der Anreise also gestartet, an der Kapelle vorbei, die Hausnummern näherten sich der Ziffer 2 (ich behaupte die waren in der Straße wahllos verteilt!). Einmal gewendet, auf einen Seitenstreifen gestellt, planlos wie ein dementer Heimbewohner herumgeirrt und da kamen meine organisatorischen Staffelleitungs-Helden des WE, haben mich eingesammelt und die letzten 30m an die richtige Stelle gelotst.

 

Die Übungen waren heute eine Spurabgangssuche und eine andere Übung auf deren Erklärung ich schon mal verzichtet habe… da gabs mal ellenlange FB-Diskussionen darüber, ne ne… muss nicht sein.

Die Spurabgangssuche auf einer nicht gemähten, nassen Wiese hat Murphy sichtlich Spaß gemacht…NICHT! Frauchen komm, wir müssen hier auf die Straße, ehrlich… da ist die Spur, ich weiß es viel besser wie du, wir müssen nicht durchs Gras. Gut, er hat einigermaßen den Abgangspunkt erwischt, aber um zum Opfer zu kommen mussten wir über die nächste Wiese. Lecker Futter gibt’s nur mit nassen Füßen. Gemein. Die Spurtreue war ihm inzwischen sichtlich völlig egal, er suchte sich den Weg wo das Gras am kürzesten war. Er wusste wohin er will, aber bestimmt nicht so, wie der Trailleger lief. Egal…er hats super gemacht. Später hat auch JJ seine Person lebend und gut gelaunt gefunden, allerdings gings mal wieder bergauf und das Frauchen stört am anderen Ende der Leine doch ziemlich. Die arme Tigerente sucht bitte neue und deutlich sportlichere Besitzer…und er hätte auch gerne eine neue Belohnungsfutterbox. Die ist nämlich absolut zufällig kaputt gegangen. Lag auch nicht daran, dass er sie vielleicht vor lauter Herumalbern nicht ganz zärtlich herumgetragen hat. NEIN, das Zeug taugt nur einfach nix mehr.

 

Aufgrund der plötzlich recht hohen Temperaturen wurde auf die dritte Übung verzichtet und obwohl es die absolut richtige Entscheidung war fand ich es doof. Warum? Weil ich so noch Belohnung übrig hatte. Oh… sollte ich mal noch aus dem Auto holen bevor sie selbständig herausläuft. Gut, dass wir hier gerade darüber sprechen.

 

So ging der Urlaub aber auch schon wieder so arg schnell vorbei, der September ist plötzlich rum, ich war wandern, hatte Muskelkater, hab erfahren, dass ich ungeplant am kommenden Freitag arbeiten darf (im Urlaub, ich freu mich), wir waren trailen, ich hab Menschen gesehen die sogar ich mag und nett finde, zwei Staffelleute haben ihre Einsatzprüfung geschafft, bzw. wurde eine re-zertifiziert und es ging entspannt am Montag nach Hause mit Fast-Unfall Nummer 3…wenn man zu doof ist eine Treppe herunterzulaufen (wohlgemerkt ohne Hunde) und dabei fast hinfällt. Dazu ist ja jetzt schon klar, dass ich nächstes Jahr wieder dorthin muss. Ich hab noch VIER Flaschen aus Österreich. Da sind pro Stück 29Cent Pfand drauf. Die muss ich zurückgeben. Überlegt doch mal, was man sich dafür alles kaufen kann!! Ok…das Parkticket für den Wanderparkplatz offenbar nicht.

 

Ich zweifle momentan daran, dass ich nächstes Frühjahr nochmal eine 5-Tages-Tour im Schwarzwald laufen möchte… meine Gefühlslage gegenüber dem Wandern hat sich derzeit noch nicht wesentlich verbessert.