Mantrailing wird zum Sport

 

Lange ist es her, seit ich etwas zum Thema Mantrailing aufs virtuelle Papier gebracht habe. Mit der letzten und bisher einzigen Prüfung hat unsere leicht inkompetente Karriere beim Mantrailing natürlich nicht geendet!

Ich darf alle beruhigen die sich jetzt vorstellen, dass ich mit einer roten Einsatzjacke, einem Blaulicht auf dem Kopf und mit Gefolgschaft durch die Wälder ziehe und behaupte, mein Hund hätte eine Spur. Nein…auch Autobahnen lasse ich nicht extra sperren um mein Training in schicken Klamotten dort abzuhalten.

 

Es zog Anfang Januar hier ein. Der Schrecken der Wohnung, dieser war zu dem Zeitpunkt 12 Wochen alt, gestromt, rotzfrech und hatte schon nach den ersten Tagen im neuen Heim ganz genau im Kopf, wie er die Inneneinrichtung optimieren würde.  

 

Natürlich sollte auch er die Welt des Mantrailings näher kennenlernen. Es hatte den gleichen überragenden Erfolg wie bei Murphy auch schon. Mantrailing funktioniert, das Jagen auf Sicht konnte er vorher schon und inzwischen kann er auch Wildspuren verfolgen. Ich finde auch, dass man jagdlich ambitionierte Hunde unbedingt über diese Sportart ausbilden muss, dann trainieren sie sich u.U. beim Gassi auch gleich selber. Wie überaus praktisch!

 

Nun aber genug zu dem was der Vierbeiner leistet, weil eigentlich mache ich hier ja den ganzen Sport. Am Anfang…da war er klein und süß. Vor allem aber klein und leicht.  

Inzwischen sind es ca. 30kg, die mich durch die Gegend ziehen und ich versuche verzweifelt so auszusehen, als ob mir das überhaupt nichts ausmachen würde!

 

Der Start sieht sogar noch reichlich routiniert und professionell aus, der Hund parkt ein, das Frauchen kämpft mit dem gordischen Knoten in der Tüte und wenn ich diesen mal irgendwann gelöst habe, steckt der Hund seine Nase freiwillig hinein um sich die benötigen Informationen zu besorgen. Bis hier hin erwecke ich den Eindruck von unglaublicher Kompetenz!

 

Danach beginnt das Schauspiel welches bei jedem Training mehrere hundert Besucher anlockt. Der Hund geht los, das Frauchen hofft, dass die Schleppleine sich gut abwickelt und dann auf und davon. Je nach Schuhqualität, Bodenbeschaffenheit und Tagesform des Frauchens laufe, stolper oder fliege ich in einem schönen Bogen vom Startpunkt weg um meinem motivierten Hund zu folgen, nur um kurz danach abrupt eine Vollbremsung einzulegen. Der Hund muss erstmal ein Stresspipi am nächsten Hundeinformationszentrum absetzen.

 

Nach einem „weiter“ entsinnt er sich, dass er ja eigentlich arbeiten sollte und legt sich wieder voll ins Zeug. Meter um Meter legt er zurück, schwer kämpfend um seine Hundeführerin schnell ans Ziel zu bringen. Etwas weiter hinten kämpft Frauchen Meter um Meter darum auf den Beinen zu bleiben, die Zeichen des Hundes mitzubekommen, den Flanker nicht zu verlieren und die Leine ganz fest in den Händen zu halten, nicht dass ich am Schluss einen Pettrailer brauche, der den Mantrailer findet, der das Opfer suchen soll.

 

Wir kommen an eine Kreuzung, der fast fliegende Holländer biegt nach links ein, das Frauchen schlittert 6m weiter hinten ebenfalls um die Kurve und stemme die Füße in den Boden, weil der Hund vorne anzeigt, dass er hier nicht weiter möchte.

Frauchen werden die Augen groß, das Gehirn gibt an die Arme und Hände den Befehl, die Leine schleunigst aufzuwickeln und das bevor….

…der Schäferhund kehrt gemacht hat und im vollen Galopp in die andere Richtung rennt und dort natürlich irgendwann am Ende der Leine ankommt. Hätte ich in Mathematik besser aufgepasst, könnte ich bestimmt berechnen, welche Kräfte auf meinen Körper einwirken, ich nehme mal an, dass es ähnlich ist wie bei einem Shuttle-Start.

 

Sollte ich nach diesem Ereignis noch auf den Beinen stehen, geht es weiter in die vom Hund vorgegebene Richtung, der Flanker schnauft 20m hinterher, fehlt ihm doch der Hundeexpress an der Leine und dieser ist sich nun wieder sicher. Stemmt seine Pfoten in den Beton und wünscht sich, dass Frauchen doch nun endlich einmal sich etwas schneller bewegt, so dass er zu seiner Belohnung kommt.

 

Seine Wünsche werden nicht wahr, Frauchen hat keine Rollen an den Füßen und wehrt sich mit allen Kräften dagegen, einfach nur über den Boden mitgeschleift zu werden.

Ich bekomme so langsam Schweißausbrüche, Schnappatmung und die Hoffnung, dass der Trail nicht mehr allzu lang andauern möge.

 

JJ dagegen hat nur noch seine VP in der Nase und möchte mich auf dem schnellsten Weg dahin bringen, doch leider bin ich nicht völlig unterholztauglich und nachdem mich die stachelige Hecke etwas unsanft (aber äußerst effektiv) ausgebremst hat, muss auch der Hund einsehen, dass wir außen herum müssen.

Schnell springt er los, bevor ich auch nur im Ansatz angefangen habe, die Leine zu handeln und er scheint zu seiner VP zu fliegen, macht ein hübsches Vorsitz und fragt sich, wann Frauchen endlich die lang ersehnten und hart erarbeiteten Leckerlies bringt.

 

Auf allen Vieren kriechend, verschrammt, verkratzt und völlig erschöpft robbe ich zu ihm hin, öffne die Dose und lass mich danach von der VP per Rollstuhl wieder zurück zum Auto bringen, während mein Hund stolz und freudestrahlend, zufrieden aber nicht überanstrengt neben mir hertrabt und sich auf die kommende Aufgabe freut.