Bericht eines Wanderers 05/2019

 

Oh…guten Tag alle zusammen! Wir waren wieder auf Tour. Acht chaotische Wanderpfoten und ein schlecht trainiertes Frauchen hintendran. Man kann sich das Ergebnis jetzt schon bildhaft vorstellen. Lasst also die Geschichte beginnen!

Wir waren wieder im Schwarzwald auf dem Zweitälersteig unterwegs, weil da hat uns ja noch Etappe 3 gefehlt. Warum? Nun ja…es könnte daran liegen, dass ich letztes Jahr vielleicht ein klitzekleines bisschen naiv auf der Tour unterwegs war und mir die nötige Muskulatur die man beim Abstieg braucht leider völlig fehlt. Ja ja…so ist das, wenn man im Flachland wohnt und nur auf den Feldwegen Gassi geht.

 

Ab nach Simonswald, dem Start der fehlenden Etappe 3!

Das Navi war sich sehr sicher, dass es die landschaftlich schöne Strecke durch den Schwarzwald nehmen wollte. Nur kurz erwähnt. Es ist zwar Mai, aber saukalt und in den oberen Lagen gibt`s Schnee. Nach längeren Diskussionen und dem Neustart der Streckenführung hat sich das Navi geschlagen geben müssen und führte mich auf der von mir gewünschten Strecke gekonnt, freundlich und souverän bis zu meiner Pension, die ich alleine niemals gefunden hätte. Ja, ja…. Ich hätte noch nicht mal das Dorf gefunden, ist ja gut.

 

Schauen wir uns die Streckendaten nochmal an: 25,5km, 1000m hoch, 900m runter, 9h Gehzeit, „schwer“.

Entsprechend früh sind wir also aufgestanden um zu frühstücken, denn wer dann vom Etappenende mit dem Bus zurück nach Simonswald möchte, der sollte einigermaßen zeitig in Oberprechtal ankommen. Ein Bus pro Stunde ist aber vermutlich in der Gegend schon absoluter Luxus. Die Wander-App wird nochmal gecheckt, dieses Mal gehen wir mit Navigation an den Start! Pure Magie der Technik die ich mir leiste, damit ich mich nicht ständig verlaufe….boah…das war so toll damit!

Es ging los. Die Jungs ab in die Sicherheitsgeschirre. Frauchen hat sich erbarmt das Hundewasser selbst zu schleppen, so konnte JJ ohne Packtaschen losziehen. Ah..ja…ziehen. Gutes Stichwort. Von Anfang an merkte man ihm an, dass er offenbar sehr motiviert war und sein Frauchen bei Anstiegen kräftig unterstützen möchte. Von den Abstiegen reden wir jetzt einfach besser gar nicht.

 

Das „bergauf“ hat nicht lange auf sich warten lassen und JJ zog begeistert sein langsames Frauchen einfach die Wege entlang. Ob die das in dem Tempo wollte oder nicht, war ihm sichtlich egal. Hauptsache wir kommen vorwärts, hier wird schließlich nicht gebummelt.

 

Es folgte eine kurze Trinkpause nach einem Anstieg. JJ dezimierte das Wasser, ich die Apfelsaftschorle und Murph wickelte die Flexi um den Picknicktisch. So hatten wir alle was zu tun. Irgendwann war die Leine zu Ende und das Murph am meckern, er wollte weiter. Wir haben doch keine Zeit.

 

Immer mehr Schnee kam an den Wegrändern zusammen und auf dem Rohrhardtsberg oben vermelden wir dann eine geschlossene Schneedecke. JJ fands toll, Murph wars egal und ich hab eh nichts zu melden, denn die Jungs wollten weiter. Bei der Nebelsuppe gab es eh keine Aussicht zum Genießen.

Schritt um Schritt stapfen wir durch die paar Zentimeter Schnee und hier fangen die Koordinationsübungen an. Viele große und kleine Äste liegen ineinander verkeilt auf dem Weg. Die Jungs sind durch mich in sowas geschult worden und ich? Ich stolpere mehr hinterher, als dass ich laufe, weil die Hunde haben es ja eilig. Im weiteren Verlauf, d.h. wieder ein paar Höhenmeter weiter unten wurden die Wege dafür immer matschiger. Die Hunde stört es nicht und ich rutschte gekonnt in der Gegend herum. Immerhin etwas, was ich von daheim schon kann und dabei eine halbwegs passable Figur abgebe.

Im weiteren Verlauf haben wir uns sogar wagemutig über eine Kuhweide getraut. Die Überquerung dauerte ca. 100m und ging bergab. Wir haben die Lage gecheckt, lange Vorbereitungen getroffen und Pläne geschmiedet bevor wir einen Fuß auf die Weide gesetzt haben, wir wollen ja schließlich kein Risiko eingehen.

 

Also…1. Die Kuhweide hätte man mit 50m Umweg auch umgehen können und 2. Es waren noch keine Kühe auf der Wiese. Tja…sorry an alle die meinten, dass ich plötzlich so heroisch wäre wie die Musik, die ich momentan höre.

So im Großen und Ganzen muss man wirklich sagen, dass die ersten 20km der Tour gar nicht so schlecht liefen. Die tollen Hütten wo man Proviant kaufen kann sind natürlich unter der Woche geschlossen und die Schutzhütten haben wir zum Glück nicht benötigt. Eine Pause wird mir von meinen Vierbeinern sowieso überhaupt nicht zugestanden. Schließlich haben wir ein Ziel vor Augen, was es zu erreichen gilt!

 

Der letzte Abstieg ist in Sicht. Ähm…ja…der ist steil, wie schön! Nun fangen wieder die Diskussionen mit meinen treuen Begleitern an. Sie sollen hinter mir bleiben. Der Prinz kann das ja gerade noch so akzeptieren so lange die Alte da vorne einigermaßen das Tempo hält. Für den Schäferhund ist es ein absolutes No Go, dass er sich mal hintendran einordnen soll. Wenn das Frauchen das Tempo bestimmen darf, dann kommen wir ja NIEMALS an! Da kommt es uns zugute, dass keine anderen Menschen weit und breit unterwegs waren, denn wir haben das ausdiskutiert. Ca. jeden Meter an den steilen Stellen. Widerwillig hat er es immerhin so weit akzeptiert, dass er kurzzeitig hinter mir blieb, bevor er wieder versuchte sich an mir vorbeizuschieben. Das dauert doch sonst alles viel zu lange. Mensch Frauchen, „mach mal hinne jetzt“, stell dich doch bitte nicht so an!

 

Wir kommen wieder auf normale Wege, die Jungs dürfen wieder die Führung übernehmen, ich fülle dann jetzt wohl wieder meine altbekannte Rolle des Bremsklotzes aus. Das kann ich besonders gut!

Oberprechtal ist erreicht, die Bushaltestelle gefunden und in 20min kommt sogar der nächste Bus. Wir schauen auf die App. 25,5km, 840m hoch, 680m runter (leichte Differenzen zur Vorgabe), 5 Stunden und 6min Laufzeit. Das liegt deutlich unter der Vorgabe von 9 Stunden! Jungs…seid ihr total bekloppt? Das Frauchen so über die Strecke zu prügeln?! Die Hunde gucken total unschuldig. Das wird Konsequenzen haben. Fürs Frauchen! Muskelkater… ich warte bereits. Das Murps friert etwas, es ist immer noch nicht wirklich wärmer und jetzt sitzen wir hier herum. Sich zum Frauchen kuscheln kommt aber nicht in Frage, was sollen die Kumpels denken?!

 

Der erste Bus kommt. Wir steigen ein, sehen einen zweifelnden Fahrer. Dem haben wir dann erstmal erklärt, wie viele Zonen wir brauchen und wie viel die dann auch kosten für die Hunde. Nein, ich bin nicht rechthaberisch, ich weiß es wirklich besser! Nach 20min Fahrt kamen wir ohne größere Zwischenfälle in Elzach an. JJ lag entspannt in der Mitte des Ganges und versuchte den dezent…zackigen Fahrstil des Fahres auszugleichen. Murph setzte sich zwischen meine Füße und fand das Busfahren total doof.

 

In Elzach 20min Wartezeit. Wir standen an der Haltestelle und als der Bus von einem Parkplatz ums Eck schon loswollte haben wir auch kapiert, dass man hier offenbar nicht an der Haltestelle wartet, sondern den Bus sich einfach auf dem Parkplatz sucht. Ok! Öfters mal was neues.

15min dauerte es diesmal. JJ mitten im Gang und ständig im Weg, Murph zwischen meinen Füßen, zitternd, beleidigt.

Bleibach. 10min Wartezeit. Der Bus kommt. Die Tickets der Jungs werden nochmals genauestens kontrolliert, auch dieser Busfahrer ist nicht begeistert über die zwei vierbeinigen Fahrgäste. Nun gut…damit kann ich leben, wir sehen uns ja nicht wieder.

 

JJ fand Busfahren inzwischen richtig toll, war übermüdet und bellte einmal. Fand unser Großraumlimousinenluxuschauffeur auch nicht gut. Eieieiei. Ok, hätte nicht sein müssen, aber so dramatisch wars nun auch nicht. Murph hat sich inzwischen an das Geschaukel gewöhnt und saß zufrieden bei mir. Endlich war unsere Haltestelle erreicht und wir konnten uns die letzten Meter bis zur Pension schleppen.

 

Meine lieben Hunde. Ihr macht mich noch irgendwann fertig mit eurem Tempo auf den schmalen Waldpfaden und eurer Jagdleidenschaft die natürlich immer dann losbrechen muss, wenn Frauchen auf abschüssigen, matschigen Wegen steht und keinen sicheren Stand hat. Vielleicht sollten wir einfach auf gut ausgebauten Forstwegen bleiben! Das Gezerre bergab ist auch nicht immer nur angenehm, vielleicht könnten wir das in einem Teamgespräch nochmals eruieren? Eigentlich hatten wir das ja schon mal besprochen!

Böse Zungen behaupten jetzt bestimmt, dass ihr gar nicht so gut erzogen wärt…aber das ist egal. Immerhin halten wir jetzt vermutlich den Streckenrekord!

 

PS: Auf der Rückfahrt zwei Tage später hat sich das Navi durchsetzen dürfen und wir sind durch den Schwarzwald gedödelt. Hoch und runter, enge Kurven und überhaupt. Kurz vor dem Erreichen der Zivilisation standen wir dann in einem Dorf an einer Vollsperrung wegen Baustelle. Jede Umleitung endete auf einen Feldweg und die Eingeborenen des Dorfes versuchten mir verzweifelt zu erklären, wie ich Richtung Autobahn weiterkomme.

Ich erwähne das eigentlich nur damit ihr nicht denkt, dass ich inzwischen immer ohne Umwege irgendwo ankomme. Wäre doch echt langweilig, oder?