Bericht eines Seminarteilnehmers 02/2016

 

Rheinland-Pfalz, unendliche Weiten und ein Dorf. In das Dorf wollte ich, aber nicht um einen Zaubertrank abzuholen, sondern zum trailen. Ja,  ich war mal wieder unterwegs. Von einer die auszog, das Fürch….das trailen zu lernen. Auf einem Seminar, so mit Leuten, die einen korrigieren, einen auf neue Ideen bringen und einem mal wieder ein ganzes Wochenende erzählen, was man das halbe Jahr davor alles erfolgreich versaut hat im Training.

Donnerstags ging die Reise los. Alltagstraining im Tiergarten, der lag auf dem Weg. Hunde sind erlaubt, ich hatte eh Urlaub und die Entscheidung gefallen: Ich gehe mit meinen wohlerzog…stopp, ich Dussel….das gesuchte Wort heißt:  „ziehenden“ Hunden in den Zoo. Trainieren und blamieren klingen übrigens zu Recht ziemlich ähnlich!

 

Ganz klar. Einzeln mit den Hunden in den Tiergarten, sonst wird’s echt peinlich, weil sich zwei Monster mit ihrer Jagdleidenschaft gegenseitig anstacheln. Wer möchte nicht mit zwei schreienden und zerrenden Hunden zwischen den Gehegen, sich an einen Baum festklammernd, stehen und dabei noch einen möglichst kompetenten und gelassenen Eindruck machen.

Sich blamieren? Mit meinen Hunden? Klar, kein Problem! Murph wiegt alle in Sicherheit, benimmt sich äußerst süß, möchte seine Karte selber lösen. Die Nasenspitze reichte, wenn man sich wie ein Erdmännchen benimmt,  gerade bis zum Sichtfenster der Kassiererin.

Süß sein war also abgehakt und schon ging die Bellerei am ersten Gehege los. Schließlich sind Ziegen gruslig, jawohl! Frauchen wollte im Boden versinken. Viele Leckerchen machen viele Freunde, andere Tiere sind also Freunde, keine Beute! Essen gibs von Frauchen und wird nicht selbständig gejagt.

 

Im Verlauf gab es so eine nette, metallene Brücke über das Wildschweingehege. Erst war er tapfer, später trug ich ihn! Das Wildschwein hat gegrunzt und Murphy war sich sicher, dass man sich nicht mehr vom Fleck bewegen kann, darf und sollte.  Direkt am Abgang, Murphy wieder auf den Pfoten, stand er plötzlich seinem direkten Vorfahr gegenüber. Murph und der Wolf waren beide äußerst fasziniert voneinander. Frauchen wurde dagegen immer mulmiger, nicht weil sie dem Zaun oder dem Wolf misstraute, sondern weil Murph schon mit normalen Hunden auf so kurze Distanz von unter 2m ziemlich laut werden kann. Was sie sich auch immer zugeflüstert haben, er ist nicht völlig eskaliert.

 

Hundewechsel!  JJ super aufgeregt, durfte sogar kostenlos in den Tiergarten (einen Dank an die Kassiererin) und schlenderte mit Frauchen recht gemütlich durch die Gehege. Schafe, Wildschweine, Ziegen alles wurde souverän und routiniert angeschaut, bis er plötzlich direkt vor der Glasscheibe mit den Affen stand. Ok…sie werden vermutlich keine Freunde mehr. Weder Affen noch Schäferhund fanden sich auch nur im Mindesten sympathisch. Ist ja gut… das nächste Haustier wird also was anderes. Ameisen zum Beispiel, die müssen nicht Gassi! JJ bekam natürlich auch eine Menge Leckers für sein absolut tolles Verhalten zugesteckt (wir merken uns hier das Stichwort „ungewohnte Leckerchen“)

 

Nachdem auch die zwei Durchgänge des Tierparkes mit JJ vorbei waren, fuhren wir zur Pension weiter. Ein wenig ausruhen, ein bisschen Gassi (wer Impulskontrolle findet, die gehört meinen Hunden! Wir begegneten einem Rudel (ich weiß, biologisch nicht korrekt) Rehe, Hasen und Wildgänsen auf dem Feld, die Jungs waren in Hochstimmung für die Jagd). Erschöpft das abendliche TV-Programm begutachtet, letzte Pipirunde mit den Herren und für die Nacht fertig machen.

23 Uhr: Der Herder bekommt Stress, läuft herum, kann nicht still liegen bleiben. Er hat leider nie gelernt, dass man auch einfach zur Tür gehen könnte, wenn man raus muss. Angezogen, Hund angeschirrt, Leuchthalsband um, Treppe runter, den pensionseigenen Schäferhund in die Flucht geschlagen, Durchfall!(wir erinnern uns an das Stichwort „ungewohnte Leckerchen) Das Spiel (nur ohne den Pensionshund) wiederholten wir dann um 3 und um 6 Uhr. Schlafen wird definitiv überbewertet und ich kann das ja in fremden Betten eh nicht.

 

Freitag Abend sollte das Seminar mit einem gemeinsamen Essen starten. Was liegt da also näher, die Hunde mit einem langen Gassi müde zu machen. Die Strecke wurde bereits daheim herausgesucht, der Herder war inzwischen wieder fit und so gings gegen Mittag auch los. Bei Google Maps sah der Weg am Rhein entlang echt super aus. In der Realität kann man diesen Weg vermutlich nur noch mit vereinten Kräften des THW, den Pionieren der Bundeswehr und den Erbauern der Pyramiden retten. Knöcheltiefer Matsch, Schlammpfützen, schlechte Wegqualität und….und noch mehr Wild. Rehe…viele davon, ein paar Gänse…nun, ich behaupte es waren Gänse…auf jeden Fall könnte man es jagen, wenn Frauchen nicht 10m hintendran als lästiger Bremsklotz agieren würde.

Ich habe während der insgesamt 13,5km eine Menge mit den Hunden kommuniziert. Hunden? Nein…genauer eher mit der Hyäne. Der Standardsatz war „JJ LANGSAM“ und „JJ raus“. Er konnte beides nicht ganz nachvollziehen, das Wort „langsam“ geht eh nicht in sein Hirn rein.

Wer braucht schon ein Fitnessstudio, wenn das private Zugpferdchen mit 30kg in der Leine hängt und aufgeregt zur Jagd bläst?

 

Die Müdigkeit der Hunde war mir nach knapp 3h aber gewiss. Der restliche Nachmittag und der komplette Abend wurden verpennt, so dass wir nach ruhiger Nacht am Samstag zum Seminar starten konnten.

Es zeigte sich sogar so ein gelber Ball am Himmel, machte ganz leicht warm und ich glaub ich könnte mich daran gewöhnen. Wir kämpften uns durch die verschiedenen Aufgaben, bis irgendwann mal wieder die Bösartigkeit von Seminarleitern durchkam. „Person wurde da zuletzt gesehen, macht was draus!“ Jeder Hundeführer probierte irgendwas, kam aber zu keinem rechten Ergebnis. Endresultat war eine allgemeine Ratlosigkeit und….und ein gehöriger Anschiss an die Hundeführer. Dabei sollte er doch glücklich sein, dass wenigstens unsere Hunde die Aufgabe richtig gelöst haben….auch wenn ich bei dem ein oder anderen Hund daran noch zweifle. Ist aber wie in der Arbeit: Der Chef hat notfalls immer Recht, oder?!  Andererseits könnte es auch wie beim Fußball sein, wenn die Seminarteilnehmer unfähig sind, ist der Seminarleiter schuld! Im Umkehrschluss bedeutet das, dass wir alle total unschuldig sind und absolut rein gar nichts dafür können.  Mantrailern gehen eben nie die Ausreden aus!

 

Samstag ging vorbei, Abendessen war lecker!  Ich möchte noch dazu erwähnen, dass JJ das Pensionszimmer während der Zeit des Abendessens heil gelassen hat. Er wünschte also keine Änderung der Innendekoration, Glück gehabt!

Der Sonntag startete, kurzer Aufwärm- und Motivationstrail  es ging zur Aufgabe. Anriechen am Barhocker, die Treppen runter und weiter. Die Treppen runter? Ja! Zuerst hab ich den Bewegungsablauf mit dem 8kg Hund geübt. Hui, das geht bergab! Murphy löste die Aufgabe super und so durfte ich mit dem Schäfertier ran. Anriechen am Barhocker *check*….loslaufen *check*…..Treppe runter? Die vorherigen Bewegungsübungen für mäßig motorisch begabte mit dem leichten Hund im Vorfeld haben sich gelohnt und die Füße konnten in Zusammenarbeit mit dem Gleichgewichtssinn und der panischen Angst vor Ärzten schlimmeres verhindern.  Knapp vorbei am städtischen Klinikum! Dafür liegt mein Defizit eher auf den ebenen Strecken (nein, nicht an diesem Tag)

 

Umsetzen zum nächsten Platz. Hab ich mal erwähnt, dass es echt saukalt war? Selbst einige der männlichen Wesen standen mit Jacke, Schal und Mützen herum. Wir überlegen uns mal…wenn DIE schon so rumstehen, wie es MIR erst geht… ich war kurz vor dem Kältetod, am Dauerzittern und überhaupt ganz arg kläglich am frieren! Ich habe noch nicht mal die Schoki aus dem Auto geholt. Mir wars zu kalt dafür. Man stelle sich das vor, ICH möchte keine zuckerhaltigen Lebensmittel konsumieren! Wenn Murphy zitternd da steht, bekommt er Mitleid, bei Frauchen heißt es, sie soll sich nicht so anstellen. Im nächsten Leben werde ich ein kleiner, süßer, schwarzer, spanischer Hund.

 

Aufgabenstellung war wie bekannt fies, gemein und hinterhältig. Dadurch, dass ich zwei Hunde gemeldet hatte, hab ich auch die doppelte Chance gehabt mich zu blamieren. Einen Teil der Verantwortung für unser Handeln in der Gruppe konnte ich ja abschieben, aber immerhin haben meine Hunde mich gerettet und einen super Job hingelegt. Frauchen an die „Hand“ nehmen und brav zum Ziel führen, bzw. zum vorzeitigen Ziel, weil die gemeine Person ist in ein Auto gestiegen und war einfach weg.

 

Nachbesprechung….Moment…das hatten wir doch erst. Die Hunde bekommen Lob, die Hundehalter eher nicht…und täglich grüßt das Rudeltier….oder eben der Seminarleiter.

 

Irgendwann geht auch ein schönes Seminar zu Ende (z.B. dann, wenn alle einmal kräftig durchgefroren sind). Vermutlich wurde der Trailort vor der Heimfahrt ganz bewusst so gewählt, dass sogar ich die Autobahn nicht verfehlen kann und so konnte ich entspannt Richtung Heimat starten.

 

 

Wer gedacht hat, dass ich nicht mehr kälteempfindlicher werden kann hat sich richtig getäuscht. Nach zwei Tagen „kalt haben“, kann ich das derzeitige Wetter nicht mehr ertragen. Ich brauch Sonne, wenigstens ein bisschen, oder ein bisschen mehr. Was ich morgens derzeit sehe ist allerdings eher Möchtegern-Schnee, noch mehr kühler Wind und kalte Temperaturen. Ich streike…zusammen mit Murphy… muss nur gucken, was ich mit dem Holländer mache, das sind genau seine Temperaturen. Vielleicht sollte ich ihn scheren?!