Bericht eines Seminarteilnehmers, Teil 3.

 

Gibt es denn eigentlich Beweise, dass der regelmäßige(trailbedinger)  Sauerstoffmangel schadet?

Hinweise:

1.       Es zieht ein zweiter Hund ein, obwohl der erste noch gar nicht voll erzogen ist (naja…immerhin ausgebildet ist er!)

2.       Ich schreibe seltsame Texte über meine Erlebnisse.

3.       Ich habe die Anmeldung zur Mantrail-Prüfung tatsächlich abgeschickt.

 

Wer kennt das nicht? Weihnachten ist noch voll weit weg. Ähnlich erging es mir im Juni, als ich für November die Prüfung gemeldet hab.

Die letzten Trainingseinheiten vor der Prüfung wurden zur Nervenprobe. Zum Glück hatte ich immer eine Begleitperson die den Weg wusste, sonst könnte ich förmlich den internen Bericht unserer örtlichen Rettungshundestaffel vor mir sehen: „Sport-Mantrailer hat sich verlaufen, vermisste Person incl. Hund wurde zwei Ortschaften weiter unverletzt, aber deutlich verwirrt aufgefunden. Versteckperson hat aus eigener Kraft zurückgefunden“.

 

Tag 1:

Es ist vollbracht, trotz alten Navi-Kartenmaterials und einer Frau am Steuer, die immerhin in Sachen „Navigation“ voll dem Klischee entspricht komme ich, wenn auch nach Umwegen, an.

Gespannt schaue ich zu, wer sich denn noch alles die Ehre gibt und zum Hoteleingang hineinmarschiert.

Neben Unbekannten gibt es auch den ein oder anderen den man schon von anderen Seminaren kennt. Entweder haben andere Leute einen ähnlichen Gehirnschaden oder es gibt einen höchstansteckenden Mantrail-Virus?!

 

Nach einem spannenden Theorieteil mit sehr anschaulichen Videos von kleinen krabbelnden Tieren, die auf unserer Haut leben,  geht’s los mit den Übungstrails.

Unser Seminarleiter war bestens vorbereitet und hat einen neuen Trick vorgeführt:

Wer kann schon erahnen, dass er an der letzten Kreuzung stehen bleibt, obwohl man richtig ist? Das ist höchst ungewöhnlich und zeigt die Bösartigkeit dieser Menschen. Die machen das bestimmt nur um mich zu verunsichern.

 

Nachdem wir irgendwann die Person gefunden haben und ich mir alles hab aufzählen lassen, was wohl noch nicht so wirklich an Kompetenz erinnert hat, hat wenigstens der Hund Pause, während ich mich als Versteckperson (VP) zur Verfügung stelle.

Ich habe die Worte meiner Eltern noch im Kopf, dass ich nie mit Fremden mitgehen soll. Trotzdem watschel ich neben dem mir eigentlich fremden Mann, der später die Leute prüfen wird, die in den Realeinsatz wollen, her.

Eisiges Schweigen. Er läuft. Ich lauf. Kein Wort wird gesprochen. Der Wind weht leise über den Platz, eine Mundharmonika….ach, lassen wir das.

Ok. Er kann kein deutsch und ich kein italienisch, dafür klingt sein englisch wirklich putzig! Ich glaub ich mag ihn.

 

Nächste Lektion: Grundlegende Kenntnisse als Versteckperson (VP)

1.       Man muss ne ganze Weile herumstehen können, Bänke sind etwas für Weicheier und werden von Seminarleitern streng gemieden.

2.       Es ist wichtig immer nett, freundlich und absolut unschuldig auszusehen. Die Leute schenken Menschen kein Vertrauen, die eine halbe Stunde vor ihrer Haustür stehen. Komisch!

3.       Möglichst ein internetfähiges Handy um den Eindruck absoluter Geschäftigkeit vorzutäuschen.

 

Tag 2:

Trail 1 war eigentlich gar nicht so schlecht. Ich muss aber sagen, dass ich inzwischen die panikartige Angst vor meiner Seminarleiterin (s. Bericht 1) weitgehend abbauen konnte, allerdings ändert das nichts an ihrer Ehrlichkeit, wenn man sich beim letzten Trail etwas ….. suboptimal …..angestellt hat.

Beim 2. Trail hatte mein vegetatives Nervensystem dafür seinen großen Auftritt und konnte ausprobieren, ob der Adrenalinausstoß auch noch tadellos funktioniert. Teile der hundehaltenden Bevölkerung in München sind der Ansicht, dass es reicht, wenn ihr Hund nichts tut.

Nein…mein Hund mag nicht alle anderen Hunde. Der Dank geht an meinen Seminarleiter, der nicht nur die Hunde abgewehrt hat, sondern auch dafür gesorgt hat, dass ich keinen der anderen Hundehalter mit meiner Schleppleine erwürgt habe. So eine Spaßbremse!

 

Da ich am Tag zuvor offensichtlich noch nicht genug sinnlos in der Gegend herumgestanden bin, dürfte ich mich auch hier wieder als VP betätigen. Der Ortsteil hatte wirklich gar niedliche Straßennahmen und ich suchte in diesem Weg tatsächlich während der Wartezeit den namengebenden Froschkönig, leider Fehlanzeige! Obwohl, wenn ich mich recht entsinne, hats einmal unter dem Blatt richtig doll geknackt *grübel*.

 

Tag 3 stand ganz im Zeichen von PAUSE (und den ersten Prüfungen der anderen)

 

Tag 4 – Prüfungstag

Die Leute beim Frühstück reden über mich. Sie sagen etwas von „blass“. Erst sehr spät merke ich, dass sie gar nicht über mich reden, sondern mit mir. Mir ist eindeutig schlecht!

Ich beschäftige mich mit dem Packen, wir wollen nach der Prüfung nach Hause. Mein Farbpunkturgerät bekommt seinen Einsatz: Prüfungsangst… ich behandel mich selber. Ob es wohl hilft? Ja! Es hilft! Die Angst war besser, danach hätte ich aber bei jeder Erwähnung der Prüfung losheulen können.

Kann jetzt jeder für sich entscheiden ob das ein Fortschritt ist!

 

Unsere „Chefs“ waren sich einig. Damit ich nicht mit einem Kreislauf- bzw. einem Nervenzusammenbruch in einem Krankenhaus, wahlweise auch der Psychiatrie lande (die Psychiatrie wäre weitaus wahrscheinlicher) , werde ich freundlich, aber bestimmt dazu aufgefordert als erste zu laufen. Mein heftiges Kopfschütteln bei der Frage ob ich bereit bin, wird einfach komplett ignoriert. Mein Herz rast. Ich gehe mal wieder meine Fluchtmöglichkeiten durch, gebe diese wieder auf und werde ruhig und entschieden zum Startpunkt gebracht.

 

Wir starten und ich laufe hoch angespannt hinter meinem Hund her. Die Umgebungstemperatur ist bestimmt um mindestens 15° gestiegen, oder kommt mir das nur so vor?

Kurz drauf bleibt mein Hund stehen, starrt wie gebannt in den Wald. Ich stehe hinter ihm und starre mit. Die Gedanken rasen und ich überlege mir, ob die Trailleger so bescheuert waren, sich durch das Unterholz zu kämpfen. Ich schicke ihn zur Kontrolle, der Hund findet die Spur und weiter geht’s.

Wir arbeiten weiter. Waldkreuzung und Waldkreuzung und dann dreht mein Hund nur noch Kreise. Drei Möglichkeiten, drei Negativanzeigen, drei Fragezeichen über meinem Kopf.

Meine Stresshormone suchen hektisch in den Schubladen meines Gedächtnisses nach dem Notfallplan. Es klappt. Mein Hund findet die Spur, er läuft noch 10m, dreht sich um, zeigt mit einem Negativ an, dass da nichts ist. Meine Fantasie bastelt das Bild zusammen, wie mein Hund vor mir steht und mir die Zunge herausstreckt.

Ich nutze meinen Joker, frage aber nicht das Publikum, rufe niemanden an sondern nehme direkt den Seminarleiter.

Es wird bestätigt, dass ich richtig bin. Trainer motivieren Frauchen, Frauchen motiviert ihren Hund und schon geht’s weiter.

Er zieht an, biegt um die Ecke, und sieht schon „sein Opfer“. Die erste MT-Prüfung ist geschafft.

 

Der Hund wird überschwänglich gelobt und ich habe das Gefühl, dass etwas fehlt. Ich schaue mich um. Seminarleiter: Da! VP: Da! Hund: Da!

 

Das Wunder ist geschehen, es gibt sie tatsächlich: Trails ohne Bergauflaufen!